Das Opfer, als Notwendigkeit der Gnade Gottes tritt in Erscheinung, wenn die Savanne verloren ist und damit der Glaube an die Zusammenhänge von Wachstum und Ernährung, Geburt und Tod. Noch werden Gefäße geformt, aus Lehm, in denen die Ahnen wohnen oder die Nahrung bereitet wird. Der Brand ist Ritual und Zweck für Heute und Morgen.
Die Savanne erscheint für einen Moment wie das Paradies, fruchtbar mit unterirdischen Flüssen im Gestein, mit Wärme, Wind und Schatten unter dichtbelaubten Bäumen. Es gibt Gehöfte für die Familien aus Stroh und Lehm, Pfade um einander zu besuchen, Terrassenfelder für Hirse und Nüsse und Opferplätze am Felsen für die Ahnen.
Savanne, so sagen Anthropologen, war die Heimat des Menschen. Von hier aus eroberte er die Welt. Man kann weit über die Berge schauen und sich in Fels und Strauch verbergen. Alle tun das, kein Mensch ist zu sehen. Zeigt man sich, kommen viele: Kinder, Frauen und Männer.
Von uns Fremden haben sie vom Paradies erfahren, von Maschinen, vom Licht in der Nacht und magischen Pillen – kein Kind muss mehr sterben. In den Städten gibt es Nahrung für Geld und Reichtum, Glück. Auf dem Markt zeigen die Händler der Stadt ihre Wunderinstrumente.
Blauflimmernde Telefone erhellen den Platz. Strommasten werden errichtet und bringen bald das ersehnte Licht in die Nacht, bis zum Morgen. Dann wird die Erde vermessen, geöffnet, abgetragen. Es werden Schätze geborgen für das neue Paradies.
Mandera, die Savanne wird überlagert, geleert, geebnet, zur Ordnung gebracht und verlischt. Städte am Meer sind errichtet aus Beton und klaren Gedanken. Luftschlösser aus Hoffnung und Illusion. In den Buchten treibt Öl in die Netze. Im Rost der stolzen Schiffe ist die Zukunft bereits Vergangenheit. Menschen in kleinen Booten wagen einen neuen Beginn.
Die Bildserie Savanne entstand im Anschluss an einen mehrwöchigen Aufenthalt im Januar/Februar 2013 in Nordkamerun beim Volk der Mafa und einigen Tagen in der Megastadt Duala sowie dem Gebiet Limbe an der Südküste des Landes. Die Mafa, im schwer zugänglichen Manderagebirge , leben bis heute in traditioneller Form. Die Küstenlandschaft wird von riesigen Feldern und Plantagen geprägt. Dort befinden sich auch die größten Städte mit Industrie und Hafenanlagen wo die Schätze des Landes verschifft werden und einst die Portugiesen, dann Deutsche, Engländer, Chinesen landeten.